Do you speak Orange?

„Do you speak Orange?“ So lautete der Werbeslogan eines Telekom-Unternehmens vor ein paar Jahren. Die Tatsache, dass ich nie in Erwägung zog ihre Dienst in Anspruch zu nehmen, spricht wohl für sich. Dass die Firma nach ein paar Jahren unter Einsatz von ein paar Milliönchen den Namen änderte, deutet vielleicht darauf hin, dass ich mit meiner Weigerung Orange zu sprechen nicht ganz alleine da stand.

Und da kommt vor ein paar Wochen Selmin und ruft frisch und fröhlich die Farbe Orange zur Farbe des Monats aus! Ich war schwer versucht eine Palastrevolution anzuzetteln und in einem Outfit in Mint anzutreten. Aber dann habe ich mich auf meine gute Erziehung besonnen und tataaaa:
Hier sitze oder stehe ich in meinen Outfit in Orange! Wie jetzt? Ihr seht kein Orange?
Ich schwöre euch, ich hätte den Stoff um ein Haar nicht gekauft weil da kleine orange Punkte darauf sind. Okay, den Farbton könnte man auch als Orange-Rot bezeichnen.

Aber da ich in meinem Leben nur ein einziges Mal Orange getragen habe, finde ich, ich habe da einen echt grossen Schritt gewagt. Das eine orange Outfit war zudem völlig fremdbestimmt: Ich war gerade mal einen Tag alt und ich schätze das Krankenhaus hatte die Babystrampler genau in zwei Farbtönen zur Auswahl: Orange oder Braun. Da ich nicht als Junge durchgehen sollte, fiel die Farbwahl wohl auf Orange.

Ich habe einige Pläne gemacht, mit welchem Schnitt ich meinen „orangen“ Stoff so richtig zur Geltung bringe. Meine Wahl fiel am Schluss auf die Hoya Blouse von Deer and Doe. Ich fand, die Kombination der Pünktchen, die ein Dreiecke ergeben mit dem Ausschnitt, der ebenfalls ein Dreieck bildet absolut keck. Als ich dann die Bluse zum ersten Mal trug, war ich plötzlich unsicher, ob das ganze doch etwas clownesk wirkt…

Die Hoya Blouse zu nähen ging überraschend schnell. Ich habe ja jedes Mal mentale Schweissausbrüche, wenn ich mir vornehme eine Bluse zu nähen. Aber entweder werde ich schneller, oder die meisten Schnittmuster sind nicht ganz so aufwendig, wie Cheyenne Bluse 1  und Cheyenne Bluse 2, an denen ich 12 Stunden gesessen habe. Ich muss allerdings erwähnen, dass ich eine absolute Näh-Schildkröte bin. Während all die anderen Näh-Hasen schon x-mal an mir vorbei gehüpft sind, nähe ich zum dritten Mal meine erste Naht…

Ich fühle mich sehr wohl in meiner Hoya Blouse. Mein Mann meinte zwar, ich sehe aus wie aus einem japanischen Modekatalog der 40er-Jahre entstiegen. Ich kann den Stil jetzt nicht ganz so konkret zuordnen wie er, ich weiss nur, dass er bei mir unter die Kategorie „mag ich“ fällt.
Was ich bei einem nächsten Mal ändern würde, ist das Rückenteil eine Grösse grösser zu zuschneiden, damit mein breites Kreuz genug Platz hat. Diese Änderung ist allerdings rein genetisch bedingt und hat nichts mit dem Schnitt an sich zu tun. Die zweite Änderung jedoch schon: Ich werde bei einem nächsten Mal einen leichteren und weicher fallenden Stoff wählen. Da die komplette Vorderseite gedoppelt ist, trägt der Stoff schnell auf. Ich habe es übrigens geschafft die Bluse aus 1.5m Stoff zu nähen. Dafür musst ich ein kleines Bisschen improvisieren: Die Dreiecke auf dem Beleg stehen auf dem Kopf. Aber sonst wäre die Bluse ja direkt langweilig geworden.

Nun werde ich mich in meinem Liegestuhl zurück lehnen und eine virtuelle Reise machen zu all euren bezaubernden Outfits in Orange.
Seid lieb gegrüsst

• Schnitt: Hoya Blouse von Deer and Doe
• Stoff: leichter Webstoff aus Baumwolle
• linked with: #12colorsofhandmadefashion, MeMadeMittwoch