Karo Wintermantel

Garace Mantel von République de Chiffon genäht von Tilia

Das Thermometer zeigt permanent 0 Grad an und sobald man die Nase aus dem Fenster streckst, hängen Eiszapfen dran. Dann hüpft mein Herz vor Freude, denn das bedeutet: Zeit für einen neuen Wintermantel!

Nach dem Mantel Yve, folgte letztes Jahr der Mantel Merci. Dieses Jahr wollte ich einen Blazer Mantel nähen und zwar aus Karo Wollstoff.
Dass Hello Heidi genau jetzt eine Kollektion ‚Check‘ (also Karo) bei Zuleeg in Oberfranken produzieren liess, war mehr als ein perfektes Timing! Vor allem wenn dann noch einer der Stoffe alle meine Lieblingsfarben vereint!

Die Kollektion besteht aus drei verschiedenen Stoffen: Check Business (grau), Check Country (braun) und Check City (blau). Die Stoffe unterscheiden sich nicht nur in ihrer Farbgebung, sondern auch in ihrer Zusammensetzung und damit in ihrem Gewicht.

Ich habe die Variante Check City vernäht, mit diesem Stoff haben die Heidis Tweed quasi neu interpretiert: Der blaue Grundton wird durch das helle Mélange-Garn aufgebrochen, was dem Stoff ein frisches, modernes Aussehen verleiht; vor allem in Kombination mit dem Overcheck in Pink und Violett.

Der City Check besteht aus etwas weniger Schurwolle als die anderen beiden, nämlich 45% Schurwolle, weiter sind 19% Polyamid, 17% Baumwolle, 10% Polyacryl, 5% Seide, 4% Viskose im Stoff enthalten. Durch den Baumwoll- bzw. Seidenanteil fällt der Stoff wunderbar weich und ist sehr angenehm zu tragen. 

Bezüglich Schnittmuster habe ich mich für den Mantel Gerard von République de Chiffon entschieden. Ich habe den Schnitt schon vor längerem gekauft, inspiriert durch die vielen hübschen Beispiele etlicher Französinnen. Was mich zögern lies, war die Oversized Schnittführung; ich war unsicher, ob mir das stehen würde.

Um Sicherheit bezüglich der Passform zu gewinnen, habe ich eine Moulure, also ein Probestück genäht. Ich habe mich bisher eher davor gescheut im Vorfeld ein Nesselteil zu nähen, doch seit Anfang Jahr besuche ich einen Schnittmusterkurs und bin daher wöchentlich am Mouluren nähen. Dabei habe ich gemerkt, dass das ja gar nicht so ein grosser Aufwand, dafür umso mehr eine Hilfe ist beim Finden der richtigen Passform.

Garace Mantel von République de Chiffon genäht von Tilia

Die Schnittführung vom Mantel Gerard gefällt mir sehr. Er ist zudem für drei verschiedene Körpergrössen gezeichnet: 1.) Unter 1.60m, 2.) 1.60-1.70m, 3.) Über 1.70m. Obwohl ich knapp 1.70m bin habe ich mich für Variante 3 entschieden, da ich den Mantel etwas länger wollte und auch damit meine langen Armen bis zum Handgelenk bedeckt sind. Damit der Mantel auch schön warm ist, habe ich ihn zusätzlich zu der Verstärkung mit Vliesline mit Thinsoluate gefüttert. Die 1cm dicke Wattierung wirkt Wunder, was Warmhaltung angeht.

Die Anleitung ist wie üblich bei Republique de Chiffon mit nur wenigen Illustrationen versehen. Das macht das Nähen nicht gerade einfach. Als einen ersten Mantel würde ich diesen Schnitt keinesfalls empfehlen; vor allem, da ich nicht wenige Kritikpunkte an den Schnitt habe:

Kritikpunkte am Schnitt Gerard

  • Der Schnitt fällt sehr gross aus, was auch etliche Bloggerinnen vermerkt haben. Ich habe aufgrund der Moulure entschieden eine Grösse kleiner zu nähen, d.h. Grösse M statt L und finde ihn noch genügend oversized.
  • Ich habe stundenlang an den Leistentaschen genäht. Nicht weil es so schwierig wäre, sondern weil ich erst nach einer Weile kapiert habe, dass die Leisten je 1.5cm tief genäht werden müssen, damit alles aufgeht. Deshalb stimmt auch das Muster nicht, obwohl ich haargenau zugeschnitten habe, jedoch für eine Nahtzugabe von 1cm.
  • Die Leistentaschen fallen enorm gross aus. Üblich ist eine Grösse zwischen 14-16 cm. Bei diesem Mantel sind sie jedoch 19 cm gross. 
  • Die Beuteltaschen sind dementsprechend auch sehr gross. Vor allem wurden sie fälschlicherweise enorm breit gezeichnet. Sie kommen um etliches über die vordere Mitte hinaus. Wenn man die Tasche so nähen würde, hätte man ein Riesengewurstel, da gar kein Platz für so eine grosse Tasche vorhanden ist. Ich habe daher die Tasche um etliches schmaler gezeichnet. 
  • Bei der Brustleistentasche fehlt der Taschenbeutel. Ich habe gezwungenermassen einen selbst gezeichnet. Möglicherweise ist die Brusttasche auch nur als Attrappe gedacht. 
  • Die vorderer Mitte ist nicht eingezeichnet. Es ist unklar, wie weit die vorderen Teile sich überlappen sollen. Auch fehlt die Markierung für die Knöpfe. Zwar ist beim ersten Knopf einzeichnet auf welcher Höhe der Knopf sein soll, jedoch nicht wo genau er platziert sein soll. 
  • Die Ärmeleinsetzpunkte fehlen. Ich empfinde diese als eine grosse Hilfe, insbesondere, wenn man einen zweiteiligen Ärmel näht.

Als Abschluss bleibt zu sagen, dass man trotzdem zu einem schönen Ergebnis kommt. Mich ärgert jedoch, dass man bei so einem aufwendigen Projekt nicht alle möglichen Hilfestellungen kriegt. Ich fühlte mich vielmehr allein gelassen. Für mich war es zwar schlussendlich eine gute Herausforderung, dennoch wünsche ich es mir anders. Wenn ihr daher Fragen zu diesem Schnitt habt, dürft ihr gerne auf mich zukommen

Happy Sewing

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